Weser Kurier vom 16.11.23
Umweltausschuss fragt
Erdwärme für Schwachhausen?

Erdwärme für Schwachhausen?

 
Wie Anwohner der Franziusstraße an die alternative Energie kommen wollen

Schwachhausen/Östliche Vorstadt. 15 potenzielle Anwärter für gemeinschaftliche Erdwärmenutzung hat der Verein Erdwärme Dich aktuell auf seiner Liste stehen. Dabei handelt es sich um Straßenzüge oder kleine Quartiere, in denen sich eine größere Anzahl von Hausbesitzern für die alternative Form der Wärmegewinnung interessiert, die auch als Nahwärme-Netz bekannt ist. Einer dieser sogenannten Cluster mit rund 20 Interessenten hat sich in der Franziusstraße im Ortsteil Bürgerpark gebildet.

Das Quartier rings um die Friedensgemeinde an der Humboldtstraße soll bald zum Pilot-Cluster für das genossenschaftliche Erdwärme-Konzept werden. Jedenfalls, wenn es nach den Vorstellungen des Vereins geht. Ein Gutachten, dass ein solches Konzept in der Humboldtstraße grundsätzlich für machbar erklärt, liegt bereits vor – jetzt führt der Verein Verhandlungen mit den zuständigen Behörden. Angesichts der aktuellen Klimaentwicklung hoffen die Mitglieder, Anfang kommenden Jahres mit dem Pilotprojekt starten zu können.

Das Konzept

Der entscheidende Faktor bei der Planung des Vereins ist der öffentliche Grund, der für die Bohrungen genutzt werden soll: die Bürgersteige vor den Häusern. Denn am Platz für die rund 300 Meter tiefen Löcher scheiterten die Erdwärmepläne einzelner Hauseigentümer besonders häufig, berichtete Philipp Metz jetzt dem Umweltausschuss des Schwachhauser Beirats. Das liege nicht nur an zu kleinen Grundstücken, sagte der Vorsitzende von Erdwärme Dich, sondern auch an deren schlechter Erreichbarkeit für Baufahrzeuge. Deshalb hoffe man auf Zustimmung aus dem Ressort, die Bürgersteige des Pilot-Clusters für die Bohrungen nutzen zu dürfen. Das Konzept sieht vor, die Sonden nicht vor jedem einzelnen Haus, sondern etwa alle sieben Meter einzusetzen und alle über eine Ringleitung miteinander zu verbinden. Wer sich an dem Projekt beteiligt, wird mit einer eigenen Hausleitung und einer Wasserwärmepumpe an dieses Nahwärmenetz angeschlossen.

Die Ausstattung

Niedertemperaturheizkörper sind laut Merz mittlerweile keine zwingende Voraussetzung mehr für eine Umrüstung auf Erdwärme. Prinzipiell sei es möglich, auch eine bereits vorhandene Heizungsanlage mit einer Erdwärmeheizung weiterzubetreiben. Allerdings spiele das erforderliche Temperaturniveau des Heizkreislaufs eine Rolle für den Stromverbrauch der Wärmepumpe.

Der Geräuschpegel

Die Sonden arbeiten laut Metz vollkommen geräuschlos, und die Erdwärmepumpen seien nicht lauter als ein moderner Geschirrspüler. Sie seien nicht zu verwechseln mit den Luft-Wärmepumpen, deren im Freien liegende Wärmetauscher mit Ventilatoren oft als störend empfunden würden.

Die Kosten

Die Erschließung von Erdwärme verursacht laut Metz höhere Investitionskosten als eine konventionelle Heizung. Die Betriebskosten seien jedoch niedriger, da die Beschaffung von Brennstoffen wegfalle. Dank rund 40 Prozent staatlicher Förderung kosteten Netz und Wärmepumpe pro Haus unterm Strich rund 24.000 Euro. Verbuche man die aktuellen monatlichen Kosten für eine Gas-Brennwert-Therme in die Zukunft, dann seien die Anschaffungskosten nach etwa 15 Jahren abgeschrieben, so Metz. Danach liege eine Wärmepumpe etwa bei der Hälfte der Kosten einer Öl- oder Gasheizung.

Die Genossenschaft

Den Aufbau und den Betrieb des Nahwärme-Netzes soll eine Genossenschaft übernehmen. Die werde die Wärmeversorgung finanzieren, realisieren und betreiben. Laut Vereinsmitglied Wilhelm Friedmann befindet sich Erdwärme Dich bei der Genossenschaftsgründung aktuell auf der Zielgeraden.

Der Zeitplan

Läuft das Pilotprojekt in der Humboldtstraße erfolgreich, sollen nach und nach weitere Cluster erschlossen werden. Die genaue Reihenfolge werde dann innerhalb der Genossenschaft festgelegt. Voraussetzung sei dabei stets, dass ein Cluster ausreichend viele Interessenten hat und die Finanzierung gesichert ist.

Die politische Unterstützung

Der Umweltausschuss zeigte sich von dem vorgestellten Konzept grundsätzlich überzeugt. In einem einstimmigen Beschluss forderte er die Umweltsenatorin auf, im Fall eines erfolgreichen Pilotprojekts in der Humboldtstraße weitere quartiersbezogene Konzepte zur Errichtung genossenschaftlicher Nahwärmenetze bei der Planung finanziell zu unterstützen.

INFO

Weitere Information zum Verein gibt es online auf www.erdwärme-dich.de.

Link auf den WK: Erdwärme für Schwachhausen?

Vielleicht kann dies eine Anregung für andere Beiräte und Fachausschüsse sein?
Wir würden uns freuen!

Schreibe einen Kommentar