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Erfahrung mit Energieberatung im Hinblick auf Wärmepumpen?

Hallo zusammen,

ich weiß zwar nicht wie groß die "Community" hier schon ist, aber vielleicht kann ja der Eine oder die Andere schon etwas beisteuern:

Das Thema Wärmepumpen in Alt-/Bestandsbauten ist ja einigermaßen kompliziert, und wird teilweise auch sehr kontrovers diskutiert. Meine Frage ist: gibt es hier schon Erfahrungen mit Beratungen und Berechnungen zu diesem Thema?

Es ist ja für das ganze Thema "kalte Nahwärme" nicht ganz unerheblich, ob die Wärmepumpen in den einzelnen Häusern effizient arbeiten können oder nicht, und das hängt natürlich sehr von den individuellen Gegebenheiten ab. Deswegen wäre es spannend zu wissen ob es hier schon Erfahrungen gibt, an die man anknüpfen kann, also z.B. wer hat sich diesbezüglich schon mal beraten lassen, von wem, und mit welchem Ergebnis?

Danke & viele Grüße,

Bernd

Gelöschter Benutzer hat auf diesen Beitrag reagiert.
Gelöschter Benutzer

Hallo Bernd,

ja wir haben uns beraten lassen, als unsere aktuelle Heizung gezeigt hat, dass sie in den letzten Zügen liegt. Der Berater war Harald Klussmeier vom Büro für Bautechnik. Und wir haben auch von ihm gelernt, es geht.

Erst durch diese Beratung sind wir auf die Idee gekommen, uns überhaupt mit dem Thema Erdwärme auseinander zu setzen. Bei den folgenden Gesprächen in der Nachbarschft entstand die Idee, das gemeinsam anzugehen.
Ich habe einige Erkenntnisse und Erfahrungen aus den Recherchen im letzten Jahr gewonnen und in die bereits in dieser Website entahltenen Texte aufgenommen. Und es wird sicherlich noch einiges dazu kommen. Leider bin ich im Moment noch sehr mit der Version 2.0 der Site beschäftigt.

Es ist sehr gut. diesen Punkt anzusprechen. Das interessiert viele, wenn nicht alle. Vielen Dank dafür
Philipp

Caheso hat auf diesen Beitrag reagiert.
Caheso

Hi Philipp, hi Bernd,

vorab: Erdwärme ist eine super Idee und ich würde es gerne möglich machen. Mit der Idee, Wissen zu bündeln, zu ergänzen, zu besprechen und beste Möglichkeiten zu finden, habe ich meine Erkenntnisse hier zusammengefasst.

Leider ist Erdwärme nicht ganz so einfach. In 2021/22 habe ich mit drei unterschiedlichen Energieberatern (H. Klussmeier, Thorsten Stein und Arthur Dillmann) und drei Installationsbetrieben (Hurzig, Fa. Brüning, Peinemann) Möglichkeiten und Effizienzen für mein Gebäude an der Humboldtstraße 44 besprochen und teilweise geplant.

Das Ergebnis im Shortcut:

  • die Vorlauftemperatur reicht für die benötigte Wärme im aktuellen Gebäude nicht.
  • Erdwärme effizient möglich, wenn Dämmung (Wand, Boden und Decke) erneuert wird. Am besten auch Fußboden-Heizungen installiert werden.
  • Erdwärme kaufmännisch uneffizient wenn nicht gedämmt wird, da an kalten Tagen unterstützend über alternative Quellen Wärme erzeugt  werden muss. Durch nötige zusätzliche Technik und Energiekosten kann das verhältnismäßig teuer werden. Oder sogar dazu führen, dass die Erdwärme ihre Leistung nicht effektiv einbringt.
  • Erdwärme ökologisch und kaufmännisch perfekt, wenn die alternative Quellen zB Photovoltaik kombiniert mit einem Speicher ist. Ist bei uns leider nur schwer umzusetzen, da Flächen mangeln und idR an kalten Wintertagen wenig Sonne (Licht) scheint.
  • Alternative Quellen können auch zugekaufter, regenerativer Strom, Holzpelett-Heizung, … sein.

Resümee:

Zur Nutzung von Erdwärme (gedämmtes oder ungedämmtes Gebäude) ist eine ergänzende Heizquelle notwendig. Diese kann zentral (zB als  Gas-, Pellet- oder Stromheizung) oder dezentral (zB als elektrisch Heizkörper, Fußbodenheizung oder Infrarot) sein. Je besser gedämmt, je besser und komplexer die Installation von zB Fußbodenheizung und Lüftungskonzept, desto höher ist der genutzte Erdwärmeanteil. Was ökologische und kaufmännische dann super ist. Wie umfangreich und teuer die Sanierungsmaßnahmen im jeweiligen Gebäude sind, ist sehr individuell. Bei meinem Gebäude ist es (Stand 2021) in der Größenordnung von 200.000 €.

Wie mache ich weiter: Ich möchte dämmen, eine neue Heizung und bestenfalls auch Erdwärme nutzen. Den Umsetzungszeitpunkt habe ich noch nicht festgelegt.

Thomas

Hallo Thomas,

zu hast Recht, leider hat man in der Vergangenheit immer wieder die Standard-Argumente präsentiert bekommen - sanieren (möglichst aufwändig!) - dämmen (bei eine geschützten Fassade?) - Heizung umbauen.

Das ist so alt wie unrichtig. Oft liegt es an der bequemen Gewohnheit von Beratern oder Brennwert-Verkäufern, dass partout nicht zur Kenntnis genommen wird, wenn sich etwas weiterentwickelt. Denn die Herstellern von Wärmepumpen wären ja ziemlich doof, wenn sie den riesigen Markt von Häusern, die noch über alte Heiz-Systeme verfügen, vollständig unbearbeitet ließen. Also haben sie flugs Wärmepumpen entwickelt, die völlig problemlos in der Lage sind, die von der Brennwerttherme oder dem Ölkessel gewohnten Vorlauftemperaturen zu liefern.
Damit hätte sich Shortcut 1 erledigt.

Zu den Shortcuts 2 und 3 verweise ich auf die Studie von Fraunhofer ISE, die du in unserem Blobeitrag über die Veröffentlichung von Agora Energiewende herunter laden kannst. (https://erdwärme-dich.de/sensations-nachricht/ ). Ich war so glücklich, endlich mal schwarz auf weiß zu lesen, dass auch unter den Bedingungen eines un- oder schlecht sanierten Hauses die Erdwärmepumpe sowohl effizienter als auch ökonomischer als eine herkömmliche Heizung ist.

Natürlich kann man nach der Installation eine Erdwärmepumpe immer noch besser werden. Natürlich senken neue Fenster, Dämmung, usw den Stromverbrauch. Das Gute ist der positive Cash_Flow ab der ersten Minute.
Also: Das Gute zuerst und dann die Früchte ernten!

Hoffentlich können wir bald den Beweis mit unserem Pilotprojekt antreten
Philipp

Ich sehe bei #44 ein riesige ungedämmte Seitenwand. Die müsste man doch relativ günstig dämmen können, da gut zugänglich. Bei der schmucken Fassade hätte ich auch Hemmungen.

Ist die Heizung denn richtig eingestellt? IdR wird mit zu hohen Temperaturen durch zu steile Heizkurven gefahren, damit der Kunde sich nicht beim Installateur beschwert. Ich habe vor 5J eine Brennwerttherme einbauen lassen inkl. hydraulischem Abgleich. War an einigen Stellen unzufrieden und habe mich diesen Herbst ein bisschen belesen und die Unterlagen durchgeschaut: der Abgleich war falsch gerechnet; das DG war als ungedämmt erfasst und damit überversorgt. Habe die Ventileinstellung angepasst, die Kesseltemperatur gesenkt und die Heizkurve abgeflacht. Gefroren habe ich nicht. Wieviel Gas ich dadurch gespart habe kann ich nicht sagen - die Winter sind ja nicht direkt vergleichbar. Ich habe diesen Winter an der Heizung Vorlauftemperaturen bis 45°C gehabt.

Die Aussagen zu Erdwärme-Wärmepumpen lassen sich auch nicht nachvollziehen: bei richtig berechneter Heizlast muss man nicht frieren - und braucht erst recht keine alternative Wärmequelle (die Idee, die Gasheizung zu belassen finde ich etwas bizarr: glaubt ihr denn, es wird noch ewig Gas geben?). Da wir eben nicht die (im Winter kalte) Aussenluft anzapfen sind wir viel gümstiger unterwegs. Die Wirtschaftlichkeit ist abhängig vom Gaspreis, Strompreis und den Kosten für Erdwärme. Die ersten beiden sind schwer vorhersagbar, aber es ist klar, dass Gas teurer werden muss, Strom kann man teilweise selbst produzieren und unsere Kosten für Erdwärme sind fix weil es nur die Finanzierung der Bohrungen/des Netzes ist bei minimalem Unterhaltungsaufwand. Wie da noch jemand das Gas schönrechnet... no way!

Ich empfehle: https://www.youtube.com/@Energiesparkommissar

VG, Martin

JensDecker hat auf diesen Beitrag reagiert.
JensDecker