Aus der Süddeutschen Zeitung

Ein Artikel der digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 18.06.2022

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Meinung, 18.06.2022

Aktuelles Lexikon

Kilowattstunde
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Von Marlene Weiß

Jede Kilowattstunde zählt, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck angesichts der Drosselung von Gasliefermengen durch den russischen Gazprom-Konzern gesagt – und zum Energiesparen aufgerufen. Genau genommen ist es zwar nicht die Kilowattstunde, die hilft, sondern deren Nicht-Verbrauch, aber man darf durchaus annehmen, dass es eben so gemeint war. Trotzdem ist auch die Kilowattstunde selbst sehr hilfreich, und zwar als Maßeinheit. Denn wie sollte man sonst den Verbrauch oder den Einspar-Erfolg in Mengen ausdrücken? In dieser Hinsicht ist die Kilowattstunde geradezu vorbildlich. Anders als beim unter Kennern verpönten Stundenkilometer, hinter dem sich in Wahrheit ein Kilometer pro Stunde verbirgt, zählt die Kilowattstunde eben das, was sie vermuten lässt: eine Leistung von einem Kilowatt, also tausend Watt, abgerufen eine Stunde lang. Weil die Leistungseinheit Watt Energie pro Zeit misst, gibt die

Kilowattstunde wieder eine Energiemenge an. Sie entspricht zum Beispiel tausend Stunden Betrieb einer Ein-Watt-Lampe. Oder etwa zwei 40-Grad-Waschmaschinendurchgängen. Oder sechs Kilometern Fahrt mit einem halbwegs bescheidenen Elektroauto. Oder, auf der Erzeugungs- statt Verbrauchsseite: ungefähr einer Viertelumdrehung eines mittleren Windrads an Land.

Marlene Weiß
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Dr. Marlene Weiß, geboren 1980 in Berlin. Nach dem Studium in Zürich, Paris und Lausanne Promotion in theoretischer Physik am Forschungszentrum Cern bei Genf. Bei der Süddeutschen Zeitung seit März 2010, erst als Volontärin, dann als freie Mitarbeiterin in der Innenpolitik, später als Redakteurin im Wissen, zuständig für Klima, Umwelt und Physik. Seit September 2020 leitet sie das Wissenschaftsressort.

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